Über den nutzen einer kaum bekannten funktion
Beim Passieren von Schifffahrtsstraßen bei schlechtem Wetter oder nach Anbruch der Dunkelheit ist es von Vorteil, über einen Radar zu verfügen, der Ihnen das Manövrieren erleichtert.
Die Möglichkeit, menschengemachte und natürliche Hindernisse zu finden und zu vermeiden, reduziert Ihren Stresspegel – ganz gleich, ob es darum geht, zu ermitteln, ob Sie sich auf Kollisionskurs mit einem anderen Schiff befinden, oder den sintflutartigen Regenschauer zu erkennen und zu verfolgen, der ein Anzeichen für bedrohliche Sturmböen ist. Es kommt darauf an, sowohl das Gesamtgeschehen als auch die Details im Blick zu haben, genauso, als würden Sie sich mit Ihren eigenen Augen ein Bild machen.
"Was geschieht auf lange Sicht, wenn ich jetzt eine bestimmte Ausweichmaßnahme ergreife?"
Diese Frage lässt sich beantworten, wenn Sie über zwei Anzeigen verfügen – eine zur Navigation und eine weitere zur Steuerung auf Sicht.
Bei oberflächlicher Betrachtung sind zwei separate Radare erforderlich, um gleichzeitig sowohl einen allgemeinen Überblick als auch einen detaillierten Eindruck zu erhalten. Mit Dual Range von Simrad genügt dafür jedoch lediglich ein Radar. Auch wenn andere Hersteller ähnliche Funktionen bewerben, gibt es einen großen Unterschied – unsere Radargeräte verwenden ein einzigartiges, patentiertes System, das zwei unterschiedliche Reichweitenansichten über ein Gerät erzeugt, ohne beim Signal oder beim erzeugten Bild Abstriche zu machen.
Diese Funktion ist sehr nützlich, wird jedoch oft übersehen.
"Häufig hören wir von Simrad-Nutzern, dass sie von ihrem Radar begeistert sind, jedoch froh darüber wären, wenn sie gleichzeitig verschiedene Reichweiten im Blick haben könnten", erläutert Laurie Bates, Product Director bei Simrad. "Die gute Nachricht ist, dass sie bloß nicht wissen, dass dies bereits möglich ist."
"Dies ist eine unserer nützlichsten Funktionen, sie ist jedoch kaum bekannt. Die Dual-Range-Funktion ist standardmäßig bei unseren Halo 20- und Halo 24-Geräten enthalten. Man kann sich das Ganze als zwei virtuelle Radare in der Kuppel vorstellen, die es ermöglichen, Ziele in einer Entfernung von 50 m bis 48 Seemeilen (beim Halo 24) sowie bis zu 36 Seemeilen (beim Halo 20+) zu erkennen und zu überwachen."
"Es handelt sich um eine besondere, patentierte Technologie unserer Geräte, die dies ermöglicht. Hierzu müssen Sie sich zunächst einen Zweifrequenz-Schwinger unter dem Boot vorstellen, der zum Beispiel mit 50 kHz und 200 kHz betrieben wird. Dadurch erhalten Sie eine geteilte Anzeige, auf der auf einer Seite eine Frequenz und auf der anderen Seite die andere Frequenz dargestellt wird."
"Intern schaltet das gesendete Signal zwischen den Frequenzen um und empfängt die Rückmeldungen alternierend. Wenn das 50-kHz-Signal als Frequenz für tiefes Wasser ausgelöst wird, sendet der Schwinger das 200-kHz-Signal erst dann, wenn die Rückmeldung des 50-kHz-Signals eingegangen ist. Während dieser Zeit wird das Flachwasser also ignoriert."
"Dieser Prozess wird als Interleaving bezeichnet und ist die Methode, die unsere Wettbewerber für ihre Radare mit doppelter Reichweite verwenden. Wenn ein Signal gesendet wird, wird das andere Signal weder gesendet noch empfangen. Während ein für die kurze Reichweite optimierter Impuls gesendet, empfangen und verarbeitet wird, wird die lange Reichweite ignoriert und umgekehrt."
"Bei unserem Radar mit doppelter Reichweite werden nicht zwei separate Impulse für die kurze und die lange Reichweite gesendet. Stattdessen werden beide gleichzeitig, jedoch in einem Multifrequenz-Burst übertragen. Beim Unterwassersonar heißt dieser Ruf CHIRP (Compressed High-Intensity Radiated Pulse). Dabei handelt es sich um längere Impulse, die einen Frequenzbereich abdecken und mit einer niedrigen Frequenz beginnen, ehe sie innerhalb der Dauer des Impulses zu einer höheren Frequenz wechseln."
Beim Senden einer Mischung aus kurzen bis langen CHIRPS wird bei allen Reichweiten zugleich eine exzellente Mindestreichweite (ca. 6 m) sowie eine hochwertige Zielerkennung (vergleichbar zum 6-kW-Radar) erreicht.
Halo sendet eine kurzen Impuls von 40 ns und bis zu 5 CHIRPs mit variabler Länge von bis zu 96 μs in einem 'Burst', um den gesamten Radarbereich von 100 m bis 72 Seemeilen abzudecken. Pro Sekunde werden 500 bis 2800 Bursts gesendet.
Halo verwendet fünf verschiedene CHIRPS, um bei jedem Bereich die maximale Energie auf das Ziel zu übertragen. Jeder CHIRP deckt einen Unterbereich des gesamten Radarbereichs ab. Beispiel:
Jeder Impuls/CHIRP sorgt für eine Abdeckung bis zum blinden Bereich des nächstlängeren CHIRPs.
"Unser Dual-Range-System funktioniert ähnlich. Es sendet einen Frequenzbereich in einem einzigen CHIRP, konzentriert sich dann jedoch auf den Bereich, den Sie für jedes einzelne Fenster auf Ihrer Anzeige ausgewählt haben. Daher tritt bei unseren Radargeräten nicht das Problem auf, dass die kurze bzw. die lange Reichweite ignoriert wird, während die jeweils andere verarbeitet wird."
"Das bedeutet, dass es bei der kurzen Reichweite nicht zu Einbußen kommt, während die lange Reichweite verarbeitet wird, und in beiden Bereichen eine hohe Auflösung gewährleistet wird."
Craig McMillan, Produktexperte bei Navico, bekräftigt dies und hebt die wichtigsten Vorteile des Simrad-Systems hervor.
"Als Fazit lässt sich festhalten, dass bei uns die doppelte Reichweite nicht dazu führt, dass das Bild langsamer aufgebaut wird", führt er aus. "Aktualisierungen erfolgen bei uns schneller, was für ein besseres Situationsbewusstsein sorgt. Im Gegensatz dazu wird bei unseren Wettbewerbern die Anzeige nur halb so oft aktualisiert, weil deren Systeme die einzelnen Bereiche nacheinander darstellen. Das Dual Range-System von Simrad erzeugt beide Darstellungen gleichzeitig, sodass keine Abstriche gemacht werden müssen."
Zur Verwendung dieser Funktion müssen Sie lediglich das gewünschte Element per Drag & Drop von der Menüseite auf den Bildschirm ziehen und dann die für Sie interessanten Bereiche auswählen. Das ist ganz einfach. Laurie Bates weist darauf hin, dass sich Simrad auch durch die Benutzerfreundlichkeit und die zugrundeliegende Philosophie von der Konkurrenz abhebt.
"Beim Entwerfen unserer Geräte und der Entwicklung von Funktionen wie Dual Range legen wir Wert darauf, dass die übrigen Steuerungsmöglichkeiten des Radars nicht künstlich eingeschränkt werden sondern weiter funktionieren", fährt Bates fort. "Stattdessen möchten wir sicherstellen, dass Benutzer auch dann die Möglichkeit haben, den Radar abzustimmen oder andere Parameter zu verändern, wenn sie eine bestimmte Funktion oder einen bestimmten Modus ausgewählt haben."
"Beispielsweise ermöglicht unsere Velocity Track-Funktion den Benutzern, auszuwählen, ob alle beweglichen Ziele markiert werden sollen oder nur solche, die näher kommen." Alternativ können sie die Funktion ausschalten. Ein weiteres Beispiel wäre die Möglichkeit, den Geschwindigkeitsschwellenwert festzulegen, ab dem bewegliche Ziele eingefärbt werden.
"Und obwohl man denken könnte, dass dies Standard ist, ist dies bei Weitem nicht bei allen Radaren üblich."
Ganz gleich, ob es sich um eine nützliche Funktion handelt, die oft übersehen wird, oder um verborgene technische Details, die nur für Entwickler und Technikfreaks interessant sind – wenn man weiß, was sich unter der Hülle eines Simrad Radars befindet, versteht man besser, wie sich das System optimal nutzen lässt.
|
Laurie Bates Produkt Direktor Das Interesse für Elektronik war prägend für die gesamte berufliche Laufbahn von Laurie Bates. Nach dem Studium der Elektronik und Elektrotechnik an der Auckland University war er 20 Jahre bei der neuseeländischen Marine tätig und erwarb einen Master für Kampfmitteltechnologie an der Cranfield University (Vereinigtes Königreich). Seine umfassende Expertise im Bereich Radartechnik und seine Erfahrung in der Rüstungsindustrie waren ideale Voraussetzungen für eine Tätigkeit bei Navico, wo er inzwischen als Product Director für Simrad aktiv ist. |
|
Craig McMillan PRODUKTEXPERTE Nach einer Laufbahn als Luftfahrtelektroniker bei den neuseeländischen Luftstreitkräften war Craig McMillan 20 Jahre lang im Vertrieb für Simrad- und B&G-Produkte tätig. Danach schloss er sich Navico an, wo er seit sechs Jahren als Produktexperte arbeitet. |
